Frühjahrstagung am 01. Mai 2022 in Sommerhausen


Wir waren auf Einladung von Graf und Gräfin von Rechteren-Limpurg-Speckfeld zu Gast in Schloss Sommerhausen.



Die aufgrund der Coronapandemie verschobene Tagung in Schloss Sommerhausen konnte in diesem Jahr endlich nachgeholt werden. Die Freude der Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft für fränkische Geschichte zeigte sich an der großen Resonanz der Teilnahme an der Frühjahrstagung.

Graf Rechteren-Limpurg-Speckfeld begrüßte die Teilnehmer; Heinrich Frhr von Pölnitz bedankte sich bei den Gastgebern für die Einladung und die Bereitschaft, das Haus für die Gesellschaft für fränkische Geschichte zu öffnen.

Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld
Heinrich Frhr von Pölnitz


Der Nachmittag brachte uns interessante Informationen zur Geschichte der Grafen von Rechteren-Limpurg-Speckfeld.



Friedrich Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld referierte über die Gechichte und Renovierung von Schloss Sommerhausen

Die Schenken von Limpurg hatten seit der Stauferzeit das Amt der Reichserbschenken, insbesondere bei Kaiserkrönungen, inne.

Erbaut wurde das Schloss von Schenk Carl von Limpurg Speckfeld (*1498, †1541). Im Juli 1544 bittet Schenk Carl beim Fürstbischof Konrad von Bibra um die Erlaubnis, „zwei geringe Heußlich zu Sommerhausen neben meiner Kellerey“ zu kaufen und abreißen zu dürfen, um an ihrer Stelle zur Erweiterung der Limpurger Kellerei „einen nutzlichen, stattlichen Pau“ dahin zu machen...

Über dem Eingang zum Turm sind die Jahreszahlen 1569 und 1575 eingetragen. Es ist davon auszugehen, dass der Bau 1569 begonnen wurde und 1575 beendet war Der Bau erfolgte also unter der Regie seiner Witwe, der Wild- und Rheingräfin Adelheid.
Der älteste Teil des Schlosses (Gelber Bau) gehört ins 15. Jh.
Bis 1973 war das Schloss „Witwensitz“, seit 2016 ist es Stammsitz der Familie Rechteren-Limpurg-Speckfeld.

Im März 2019 begann die Renovierung des Schlosses, die im Dezember 2021 abgeschlossen werden konnte.

Friedrich Graf Rechteren-Limpurg-Speckfeld beim Vortrag

Schlossansicht im Jahre 1910

Schlossansicht heute



Dr. Hans-Peter Baum referierte über Friedrich Reinhard Graf von Rechteren.




Im zweiten Vortrag berichtete PD Dr. Hans-Peter Baum (vormals Universität Würzburg, Institut für Geschichte, Stadtarchiv sowie Jüdisches Dokumentationszentrum Würzburg) in drei Abschnitten, die auf den 2016 mit Graf Dohna herausgegebenen Memoiren basieren, über das Leben von Friedrich Reinhard Graf von Rechteren-Limpurg bis 1806, der von 1782–1842 Hausherr auf Schloss Sommerhausen war. Der erste Abschnitt befasste sich mit seiner großen Mittelmeerreise als Seekadett der niederländischen Marine 1770–1772, die wegen zahlreicher Besichtigungen und Teilnahme an vielen sozialen „Events“ in den besuchten Ländern fast der zeitüblichen „Grand Tour“ gleichzusetzen ist. Der zweite Abschnitt hatte Rechterens Teilnahme am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg als Angehöriger des deutschen Regiments „Royal Deux-Ponts“ der französischen Armee in den Jahren 1780–1781 zum Inhalt. Im Mittelpunkt stand Rechterens lebhafte Schilderung der den ganzen Krieg entscheidenden Schlacht von Yorktown im Oktober 1781 sowie seiner Erlebnisse auf der Hin- und Rückreise. Auf zusätzlichen Forschungen beruht die Darstellung der Unruhen in Almelo, Prov. Overijssel, in den 1790er Jahren, wo Friedrich Reinhard seiner Mutter gegen die Stadtbürger beistand, und des „Sommerhäuser Kriegs 1803“, als sich die Herrschaft Rechteren-Limpurg des rechtlich zweifelhaften Zugriffs des Kurfürstentums Bayern auf ihr Territorium erwehren musste.



Jesko Graf zu Dohna referierte über das standesherrliche Haus Rechteren im 19. und 20. Jahrhundert.

Im dritten Vortrag "Das standesherrliche Haus Rechteren im 19. und 20. Jahrhundert" beschäftigte sich Jesko Graf zu Dohna (Fürstlich Castell’sches Archiv) mit dem weiteren Lebensweg des Grafen Friedrich Reinhard v. Rechteren, der 1806 durch die Mediatisierung bayerischer Standesherr geworden war. Als Kreiskommandant der mainfränkischen Landwehr, Ehrenbürger von Würzburg und bekennender Verfassungspatriot galt er als einer der führenden Liberalen im Vormärz. Nach dem politischen Umschwung Anfang der 1830er Jahre zog er sich auf seine Besitzungen in Markt Einersheim und Sommerhausen zurück. Seine Nachfolger und ihre Familien lebten ebenfalls abwechselnd in den beiden Residenzorten. Durch schwierige Familienverhältnisse und Erbgänge erfolgte Mitte des 20. Jahrhunderts ein vollständiger Ausverkauf des gesamten Familienbesitzes. Doch 2016 kehrte die Familie Rechteren durch Rückkauf des Schlosses Sommerhausen zurück nach Franken.



Bildübergabe an die gräfliche Familie von Rechteren-Limpurg-Speckfeld durch Karl Rohleder

Vortrag von Dr. Roland Horster
Gräfliche Familie und Karl Rohleder

Text des Vortrages:

Sehr verehrte Frau Gräfin von Rechteren, sehr geehrter Herr Graf von Rechteren, mit der heutigen Übergabe des Gemäldes an Ihre Familie verbinde ich natürlich einige Reminiszenzen zu seinem Fund und der möglichen Provenienz des Bildes, die ich mit Ihnen teilen möchte.
Das Bild tauchte Anfang 2020 auf, als ich im Depot des Sohnes und Kunsthistorikers meines langjährigen Jugendfreundes und Inhabers des Kunst- und Antiquitätenhandels Max Eichinger in Ansbach stöberte. Es war ein von mir als Pensionär seit langem geübtes Freizeitvergnügen ohne Kaufzwang, das gelegentlich mit interessanten Entdeckungen belohnt wurde! Auch an diesem Tage sah ich unvermutet die Rückseite eines großformatigen Bilderrahmens aus der etwas unsortierten Umgebung des Depots herausragen. Mit einiger Mühe konnte man den aufgemalten Schriftzug „Blick ins Inntal“ entziffern.
Das Bild stammte wohl aus dem Nachlassfundus eines Bayernfans! Trotzdem trieb mich die Neugier, einen „Blick ins Inntal“ zu werfen, und der erste Blick auf die Malseite verblüffte nicht wenig! Es war kein Blick ins Inntal, vielmehr die Mainbiegung bei Ochsenfurt, also ein Blick ins Maintal! Und selbst ein Franke, dessen Wiege nicht am Main, sondern an der fränkischen Rezat stand, erkannte die stolze Kirche von Sommerhausen im Mittelpunkt des Bildes! Was nun? Hatte ich noch eine freie Wand? Für ein solches Format sicher nicht mehr! Da erinnerte ich mich an Ihre großzügige, noch im November 2019 an die Gesellschaft für fränkische Geschichte ergangene Einladung, zur Frühjahrstagung am 1. Mai nach Schloss Sommerhausen zu kommen. Könnte es dort eine passende Wand geben? Wäre es ein passendes Gastgeschenk aus Anlass unserer „Invasion“? Ein diesbezüglicher Vorschlag an Familie Horster im Februar 2020 fiel erfreulicherweise auf fruchtbaren Boden! Der Rest ist die heutige, wenn auch etwas verspätete Übergabe!
Natürlich haben mich die Umstände der Entstehung und das mögliche Schicksal des Gemäldes beschäftigt und nach langen Recherchen konnte ich den Sohn des Künstlers (Jahrgang 1937) im tiefsten Niederbayern in Mühldorf am Inn ausfindig machen. Ich erfuhr, dass der Vater, Alois Kaseder, aus Rotthalmünster stammte und von 1910–1913 in Rosenheim in die Lehre als Kirchenmaler, Bildschnitzer, Vergolder und Restaurator ging und in diesem Metier die Meisterprüfung ablegte. Berufsbedingt scheint er meist als selbstständiger Kunsthandwerker im Auftrag von staatlichen Institutionen, wie dem deutschen Denkmalschutz, gearbeitet zu haben. Sein Sohn erinnerte sich, dass der Vater ab 1938/1939 in diesem Zusammenhang an einem größeren Auftrag in Pöttmes auf den Besitzungen der dort ansässigen Adelsfamilie der ehemaligen Reichsfreiherren von Gumppenberg arbeitete. Einzelheiten aus dieser Zeit seien ihm allerdings aufgrund seiner damaligen Jugend nicht mehr erinnerlich. Bei meinem Besuch im Elternhaus von Familie Kaseder konnte ich mich anhand der umfangreichen Hinterlassenschaft von kunsthandwerklichen Zeugnissen des Schaffens von Alois Kaseder vom hohen Stand seines Könnens überzeugen. Auch konnte sein Sohn anhand der Fotos das fränkische Gemälde im Vergleich mit anderen Landschaftsgemälden zweifelsfrei als das Werk seines Vaters identifizieren! Bemerkenswert war seine Erinnerung, dass er oft seinen Vater auf dem Motorrad bei dessen Exkursionen in die freie Natur begleitete. An die Entstehung des fränkischen Bildes konnte er sich allerdings nicht mehr erinnern.
Es liegt ja sowohl eine große zeitliche Distanz als auch eine nicht unerhebliche Entfernung zwischen damals Franken, Bayerisch Schwaben und heute Niederbayern!
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Gemälde, Ihr Karl Rohleder, am 1. Mai 2022.



Kaffeepause im Freien

Nach bzw. zwischen den Vorträgen konnten die Teilnehmer das Gehörte diskutieren und sich bei Kaffee und Kuchen stärken. Die Gastgeber boten außerdem die Möglichkeit, auch das Innere des Schlosses in Kleingruppen zu besichtigen und sich vom positiven Ergebnis der Renovierung zu überzeugen.



Sammlung für die Ukrainehilfe Sommerhausen


Die Teilnehmer der Frühjahrstagung haben in einer Gedenkminute des Krieges in der Ukraine gedacht. Anschließend wurde für die Ukrainehilfe Sommerhausen eine Sammlung durchgeführt, die 840 EUR erbrachte. Der Betrag wurde von den Gastgebern auf 1000 EUR aufgerundet.

Hiltrud Gräfin von Rechteren-Limpurg-Speckfeld



Zum Abschluss noch einige Impressionen von der Tagung